Billige Drogen, teure Folgen – eskalierende Gewalt in der EU-Hauptstadt

Brüssel erlebt derzeit eine Welle der Gewalt, der Drogenhandel spielt dabei eine große Rolle. Bürgermeister Philippe Close schlägt Alarm: „Eine Line Kokain ist mittlerweile billiger als ein Rum-Cola“, sagte er in einem Interview mit Le Soir. Synthetische Drogen seien leicht verfügbar, und die Gewinne der Dealer gewaltig. „Ein einzelner Verkaufsplatz bringt bis zu 20.000 Euro am Tag ein“, so Close.

Die Folgen sind sichtbar: Allein in diesem Jahr kam es in der belgischen EU-Hauptstadt bereits zu 60 Schießereien, oft mit direktem Bezug zur Drogenkriminalität. 2024 waren es sogar 92 Vorfälle, bei denen neun Menschen ums Leben kamen. Belgien gilt aufgrund seiner Lage und des Hafens von Antwerpen als einer der wichtigsten Umschlagplätze für Kokain in Europa. Hier werden jedes Jahr gewaltige Mengen der Droge beschlagnahmt – doch noch größere Mengen gelangen ungehindert auf den Markt.

Brüssel unter den Top 5 der Drogen-Städte Europas

Close warnt jedoch davor, das Problem allein mit Polizeieinsätzen lösen zu wollen. „Wir müssen uns fragen, warum der Konsum von Kokain und synthetischen Drogen in Brüssel so hoch ist. Laut Abwasseranalysen gehören wir zusammen mit Antwerpen zu den fünf größten Konsumentenstädten Europas“, erklärte er. Ohne eine Debatte über die gesellschaftlichen Ursachen und eine enge Zusammenarbeit mit Gesundheitsexperten werde der Kampf gegen den Drogenhandel nicht zu gewinnen sein.

Um die Strafverfolgung zu verbessern, hat die belgische Regierung im Juli beschlossen, die sechs Polizeizonen in Brüssel bis 2027 zu einer Einheit zusammenzuführen. Derzeit behindern unterschiedliche Zuständigkeiten die Arbeit der Sicherheitskräfte, während kriminelle Banden diese Schwächen gezielt ausnutzen, indem sie zwischen den Zonen wechseln.

Für Bürgermeister Close ist klar: Der Kampf gegen Drogenkriminalität braucht einen doppelten Ansatz – konsequentes Vorgehen gegen Dealer und Banden, aber ebenso eine ehrliche Diskussion über den hohen Drogenkonsum in der Gesellschaft. „Mehr Polizei allein wird das Problem nicht lösen“, mahnt er.