Meloni will den Drachen zähmen
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni verschärft den Kurs gegenüber Peking und plant, den Einfluss chinesischer Investoren auf strategisch wichtige Unternehmen deutlich zu reduzieren. Laut einem Bericht der Finanzagentur Bloomberg soll dies vor allem Beteiligungen betreffen, die sicherheitsrelevant sind – sowohl bei staatlich kontrollierten als auch bei privaten Firmen. Ziel sei es, mögliche Konflikte mit den USA zu vermeiden, wo chinesische Investitionen zunehmend kritisch gesehen werden.
Ein prominentes Beispiel ist der Reifenhersteller Pirelli, an dem der chinesische Staatskonzern Sinochem 37 Prozent hält. In den USA war das Unternehmen aufgrund dieser Beteiligung in die Kritik geraten; im Gespräch war sogar eine Verkaufsbeschränkung. Nun prüft Rom offenbar Optionen, um den asiatischen Investor zu einem Teilverkauf zu bewegen. Sinochem bezeichnete sein Engagement zuletzt als langfristige Investition.
Italien stellt sich an Seite der USA
Als Instrument könnte erneut die sogenannte „Golden-Power-Regel“ zum Einsatz kommen. Mit ihr kann die Regierung Einfluss auf Eigentums- und Kontrollstrukturen in strategischen Branchen nehmen. Bereits 2023 nutzte Rom diese Möglichkeit, um den Einfluss von Sinochem bei Pirelli einzuschränken. Im April 2025 setzte der Pirelli-Vorstand auf Druck der Behörden den Governance-Status des chinesischen Anteilseigners herab.
Der Kurswechsel Melonis steht auch im geopolitischen Kontext: Im transatlantischen Handelskonflikt positioniert sich Italien klar an der Seite der USA – und folgt damit einer Linie, die Investitionen aus China in strategischen Bereichen zunehmend als Risiko betrachtet.