Mysteriöse Terrorpause – aber was kommt noch auf uns zu?

Seit Jahren verläuft der Terror nach einem unheimlichen Muster: Plötzlich häufen sich bestimmte Taten, dann herrscht wochen- oder monatelang Ruhe. Messer-Serien, Amokfahrten, brennende Kirchen – immer wieder treten diese Delikte in Clustern auf, auffallend ähnlich in Durchführung und Zielwahl. Danach folgt eine Pause, die trügerische Sicherheit vermittelt. Ein Blick auf Europa – mit Fokus auf Österreich – zeigt diese Wellenbewegung deutlich.

Messertaten: kurze, brutale Serien

Herbst 2020: Frankreich wird von einer Kette islamistisch motivierter Messerangriffe erschüttert. Am 25. September sticht ein Attentäter nahe der früheren „Charlie-Hebdo“-Redaktion in Paris zwei Menschen nieder, die Antiterror-Staatsanwaltschaft übernimmt sofort.

Nur gut vier Wochen später, am 29. Oktober, ermordet ein Islamist in der Basilika Notre-Dame in Nizza drei Menschen. Auch Deutschland wird getroffen: Am 25. Juni 2021 tötet ein Somalier in Würzburg drei Frauen und verletzt mehrere Menschen schwer – die Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus.
Österreich erlebt am 16. Februar 2025 in Villach, nach mehreren ähnlichen Zwischenfällen in Deutschland, einen besonders grausamen Fall: Ein 23-jähriger Syrer tötet einen 14-jährigen Schüler, verletzt fünf weitere Menschen schwer. In seiner Wohnung finden Ermittler eine IS-Fahne und ein Treuevideo. Die Behörden stufen die Tat als islamistisch motivierten Terroranschlag ein.

Die wohl sichtbarste Taktik-Welle: Amok- und Terrorfahrten. Nizza (14. Juli 2016), Berlin/Breitscheidplatz (19. Dezember 2016), Stockholm (7. April 2017), London Bridge (3. Juni 2017), Barcelona/Las Ramblas (17. August 2017).

Eine Studie des Combating Terrorism Center (West Point) zeigt: Nach Nizza und Berlin erreichen Fahrzeugattacken 2017 ihren Höhepunkt, danach gehen sie deutlich zurück.
Österreich erlebt 2015 in Graz eine Amokfahrt mit vier Toten. Mainstream-Medien verbreiten schnell: „Kein islamistischer Terror.“ Später zeigt sich: Der Täter war Islamist, hatte Waffen, seine Computer, Handys verschwanden, aber Fotos von einem versuchten Messermord nur wenige Minuten vor seiner Todesfahrt belegten die Terrorabsichten.

2024/25 tauchen einzelne Fälle wieder auf, doch die Häufung bleibt deutlich unter dem Niveau von 2017.

Brennende Kirchen: Häufungen, nicht immer als Terror eingestuft

Kirchenbrände werden selten eindeutig als Terror bewertet, doch die Häufung ist auffällig. Frankreich registriert 2019 vermehrt Angriffe und Brandlegungen: Am 17. März 2019 wird die Pariser Kirche Saint-Sulpice in Brand gesetzt – eine bestätigte Brandlegung. Am 18. Juli 2020 brennt die Kathedrale von Nantes, später gesteht ein ehrenamtlicher Helfer die Tat, ein Gericht verurteilt ihn 2023. OSZE-Daten erfassen seit Jahren Dutzende antichristliche Vorfälle mit Brandlegungen in Europa, zuletzt wieder mit Anstiegshinweisen für Frankreich 2024.

Auch Österreich ist betroffen: Im Januar 2023 setzt ein Mann in einer Wiener Kirche einen Christbaum in Brand. Die Polizei nimmt ihn fest. Auch hier das bekannte Muster: mehrere ähnliche Taten in kurzer Zeit – dann längere Pause.

Die „Pause“

Die europäische Gesamtlage bleibt angespannt. Der aktuelle EU-Terrorlagebericht (EUROPOL TE-SAT) meldet für 2023/24 zwar relativ wenige vollendete, aber zahlreiche vereitelte Anschläge – vor allem im jihadistischen Spektrum. 2023 werden in der EU 426 Personen wegen Terrordelikten festgenommen. Jihadistische Taten sind die tödlichsten: sechs Ermordete, zwölf Verletzte.

Für 2024/25 warnt TE-SAT vor einer anhaltend hohen Bedrohung, verstärkt durch den Gaza-Krieg und wachsende Online-Radikalisierung, zunehmend auch bei Minderjährigen.

Österreich reiht sich ein

Im August 2024 sagt Wien drei Taylor-Swift-Konzerte wegen eines konkret geplanten islamistischen Massakeranschlags ab. CIA-Hinweise führen zu Festnahmen, Spreng- und Hiebwaffen sind Teil der Planung. 2025 folgen weitere Festnahmen und Anklagen im Umfeld des vereitelten Attentats.
Seit dem Villach-Attentat im Februar 2025 bleibt Österreich – Stand 11. August 2025 – von großen, massenwirksamen Anschlägen verschont.

Das wirkt wie eine Pause. Doch die Sicherheitsbehörden sehen weiter ein erhöhtes Risiko und berichten von wiederkehrenden Copycat-Effekten: Nach spektakulären Taten ziehen Messer- und Fahrzeugangriffe erfahrungsgemäß kurzzeitig an – ehe sie wieder abebben.

Das Muster der vergangenen zehn Jahre

Die Statistik ist eindeutig: Anschläge kommen in Wellen – ob Messer, Fahrzeuge oder Kirchenbrände. Dazwischen liegt eine Zeit der Ruhe, die oft eher dem Erfolg der Sicherheitsbehörden und dem Taktikwechsel der Täter geschuldet ist als einer echten Entspannung.
Genau in so einer Phase befinden wir uns derzeit: wenige Großtaten, viele vereitelte Pläne. Doch Erfahrung und Daten zeigen: Jede „Terrorpause“ endet, sobald neue Vorbilder, Konflikte oder Propaganda eine neue Welle lostreten. Österreich steht – wie ganz Europa – vor einer unbequemen Erkenntnis: Die Exekutive muss wachsam bleiben, Schutzmaßnahmen flexibel halten und besonders die Online-Radikalisierung junger Täter im Blick behalten.